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Leseproben

Biel

Es folgen frisch gemähte Wiesen mit angetrocknetem, unberegnetem Heu. Es duftet wunderbar. Überhaupt, es ist grundsätzlich alles sehr schön hier, ich muhe den neben dem Weg liegenden Kühen zu. Jetzt bin ich sicher, dass ich das Rennen schaffen werde, führe Selbstgespräche, lasse Sprüche los, ich bin im „Runners High“. Bald sind die 30 km geschafft. [...]

So ca. 10 bis 12 Läufer lümmeln sich schon auf den Exitbänken. Mein innerer Schweinehund sagt zu mir. „Oh, wie schön; gehe rechts ab und lege Dich auf eine Bank, trinke ein Bier und lasse Dich zurückfahren, denn Du hast ja schon fast 60 km. Warum und für wen in aller Welt willst Du denn 100 km laufen? Mache es Dir schön und zwar jetzt!!“ [...]

Mein Rennkontrahent taucht auf, stellt sich neben mich und stößt mit einem Becher Wasser mit mir an. Ich esse eines von meinen Powergels und biete ihm auch eines an, das er annimmt. Ich beende die Pause und beginne wieder mit dem Joggen. Er joggt wortlos neben mir her. Er sagt nie ein Wort. Vielleicht ist er taubstumm, denke ich. Es geht durch das Industriegebiet von Kirchberg und bald taucht die 60 km - Marke auf, die ich mit einem lauten Hurra begrüße. Er nimmt keine Notiz von meinem Freudenschrei. Also doch taubstumm, stelle ich fest. [...]

Von nun an geht’s bergab und zwar steil im 6er Schnitt hinunter nach Arch. Ständig werden Läufer überholt. Ich fühle mich leicht und besser als nach 20 km und das nach km 80. Jetzt staune ich über mich selbst. [...]

Die Autofahrer auf der parallel verlaufenden Autobahn schauen nach uns in einer Weise, als seien wir Mondkälber. Sie denken sicherlich, aha, jetzt kommen die Narren zurück. Noch immer kann ich flott laufen und überhole nur. Jetzt erreiche ich das Schild 90 km, bin immer noch nicht erschöpft und außerordentlich stolz. Hurra, ich bin ganz sicher, sehr bald ein 100- km-Läufer zu sein.

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